Maximas Geschichte
TRACHEOTOMIE - KANÜLE
Nach einem weiteren Tag riss der Oberarzt uns jäh aus unseren naiven
Hoffnungen und eröffnete uns, dass Maxima nur mit einer
Tracheotomie und dem lebenslangen Tragen einer Kanüle mit
dazugehörender intensiver Betreuung/Überwachung, geholfen werden
könne. Eine Schwester drückte uns alsbald eine solche Kanüle in die
Hand, zum „vertraut“ machen und schleifte mich vor das Bett eines
mehrfach behinderten Mädchens, um die Handhabung der Kanüle aus
der Nähe betrachten zu können - wie einfach und praktisch das Ganze
doch funktioniert!
Der Schock fuhr uns in die Glieder. Wir wussten, dass Maxima mit
einer lebenslangen Tracheotomie, lebenslang schwer behindert sein
würde. Kein Wasser, kein Sand darf hier ran. Und wenn man erkältet
ist, geht alles gleich direkt in die Lunge ohne vorherige Filterung. Ärzte
konnten uns bestätigen: Kein Mensch, der eine Kanüle trägt, ist
darüber so erfreut, dass er sie nicht loswerden möchte. Ganz
abgesehen davon, dass Maxie gerade in der Phase des Spracherwerbs
war und das ist mit Kanüle wieder eine ganz eigenes Kapitel.
Der Arzt sagte außerdem. „Ich bin nur ein plumper HNO, etwas
anderes kann ich Ihnen nicht anbieten“.
Maxima, deren Erkältung völlig abgeklungen war, hüpfte fröhlich in
ihrem Gitterbettchen umher, verlangte nach Spaß und Abwechslung,
während auf der selben Intensivstation, andere Kinder mit dem Leben
kämpften und sich kaum bewegen konnten. Eine absurde Situation.
Ärzte von anderen Fachabteilungen wurden herbeigerufen, das Kind
zu begutachten und es kamen unter der Ärzteschaft erste Zweifel auf,
ob es gerechtfertigt sei, ein solch lebendiges, gesundes, aktives und gut
entwickeltes Kind mit einer Behinderung zu beschlagen.
Der HNO hatte allerdings die letzte Verantwortung zu tragen und im
Lehrbuch steht in dicken roten Lettern: beidseitige
Stimmbandlähmung erfordert unbedingt die Tracheotomie. Ein
Fremdkonsil aus dem Krankenhaus heraus bei einem weiteren
Professor in Hannover, für eine 2te Meinung, bestätigte ebenfalls das
Schlimmste. Da ist Nichts zu machen. Aber es gab auch einen älteren
erfahrenen Narkosearzt, der von einem Arzt sprach, von dem er vor
kurzem einen Vortrag gehört hat. Der könnte eventuell noch eine Idee
haben. Catherine rief dort an, aber er war auf Reisen und nicht
erreichbar. Er sollte uns später noch begegnen.
HANNOVER - STUTTGART
Kurz und gut, wir haben der "Kanülen-OP" nicht zugestimmt, haben
uns auf eigene Verantwortung aus der Intensivstation entlassen mit
der ein oder anderen Telefonnummer im Gepäck.
Außerdem im Gepäck hatten wir unsere eigene kleine Intensivstation,
die wir in Maxies Kinderecke aufbauten: Cortisonzäpfchen,
Adrenalindiffusor, Sauerstoffflasche, Überwachungsmonitor…
Ein Zustand, der so nicht lange tragbar war.
06/11